Neueste Nachrichten

Steht Deutschland eine Inflation bevor?

Pandemie hat Auswirkungen auf die Preisgestaltung

In den vergangenen Monaten zeichnete sich ein Perspektivwechsel ab. Mit der Krise im letzten Jahr kam es eher zu tiefen Preissteigerungsraten, nun zeichnet sich aber ein deutlicher Anstieg ab. Steht uns damit eine Inflation bevor? Die Chefvolkswirte des Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) haben zu dieser Frage ein Positionspapier mit ihren Standpunkten vorgelegt.

Darin wird deutlich, dass die Preissteigerung zwar im Auge zu behalten ist, man allerdings noch keinen steil verlaufenden Preispfad vermuten muss. Vielmehr handele es sich dabei um eine Gegenbewegung. Im letzten Jahr sind die Preise aufgrund der Pandemie stark gesunken, weshalb man jetzt eher von einer Normalisierung sprechen könne, so die Chefvolkswirte der DSGV. Zum Teil gehe die Preissteigerung auch auf Angebotsengpässe zurück, die allerdings nicht auf Dauer bestehen werden. Man rechnet vielmehr wieder mit einer moderaten und verlässlichen Preistendenz. Dennoch ist eine rechtzeitige und sorgfältige Begutachtung der Preisgefahren wichtig, um eine effektive Inflationskontrolle zu gewährleisten.

Die zunehmenden Preissteigerungen sind vor allem bedingt durch das Wiederanfahren der Wirtschaft, weshalb sie eher Anlass zur Beobachtung als zur Beunruhigung sind. Bisher hat Deutschland einen Inflationsanstieg von rund drei Prozent zu verzeichnen. Der harmonisierte Verbraucherpreis (HVPI), der als Kennzahl der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion die Preisniveauentwicklung misst, stieg zu Jahresbeginn um 1,2 Prozentpunkte auf 0,9 Prozent an. Dies entspricht der höchsten monatlichen Preissteigerung seit der Einführung des Euros. Die Begünstigung einer Inflation ist insbesondere durch das Auslaufen der Mehrwertsteuersenkung und die erweiterte CO2-Bepreisung in Deutschland möglich. Zudem zeigt sich ein massiver Preisanstieg an den Rohstoffmärkten, bedingt durch Angebotsengpässe. Auf Grundlage der Materialknappheit zeichnet sich für die Industrie ein enormes Produktionshemmnis ab.

Die Grafik zeigt, dass die Inflationsentwicklung nach einem Einbruch im Jahr 2020 nun wieder ansteigt. Das ist vor allem mit den Auswirkungen der Pandemie zu erklären.

Die Chefvolkswirte der DSGV legen dar, dass einige von einem Ende der Niedriginflation ausgehen. Dies liege vor allem an einem Rückgang der Erwerbsbevölkerung und an der zunehmenden Nachfrage nach arbeitsintensiven zu erbringenden Dienstleistungen in der alternden Gesellschaft. Diese Warnungen scheinen berechtigt, ebenso kämen aber auch Zweifel daran auf, denn es zeigt sich, dass die Wechselbeziehung zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation nicht mehr so robust sei, wie sie es einmal war.

Im zweiten Halbjahr 2021 sei von einer weiteren Zulage der Teuerung auszugehen, da die HVPI Vergleichswerte aufgrund der Mehrwertsteuersenkung im letzten Jahr wieder tiefer liegen. Ebenso könnte der Preis bei industriell erzeugten Konsumgütern weiter ansteigen. Zeitgleich sei ein Anstieg im Bereich der Beherbergung und Gastronomie nicht auszuschließen. Allerdings wird zu Beginn des Jahres 2022 wieder mit einer abnehmenden Tendenz in Bezug auf die Preise gerechnet. Die Entwicklung der wirtschaftlichen Lage bleibt also abzuwarten. Sie wird immer noch maßgeblich vom weiteren Verlauf der Corona-Krise abhängig sein.

Auch wenn derzeit eine Teuerung zu verzeichnen ist, scheint diese in Zukunft wieder rückläufig zu werden, weshalb für das Jahr 2022 mit einer Mäßigung zu rechnen ist. Die Gefahr einer Inflation sollte zwar ernst genommen, aber nicht überschätzt werden.

Weitere Informationen und den ausführlichen Standpunkt des deutschen Sparkassen- und Giroverbandes erhalten Sie über folgenden Link: https://www.dsgv.de/positionen/standpunkte-der-chefsvolkswirte/210705-Standpunkt-Preise-Reflex-Reflation-DE-final.html

Der Autor

Wolfgang A. Eck ist Wirtschaftsjournalist bei Financial Publishing in Weilburg/Rhein-Main.

Über Wolfgang Eck

Siehe auch

KfW Research

Deutsche Unternehmen investieren 2022 deutlich mehr in Klimaschutz Frankfurt, im November 2023. Das KfW-Klimabarometer zeigt …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert