Vorträge mit Bravour meistern
Keynote-Speaker müssen schon besonders begeistern. SAonst werden sie nur einmal eingeladen. Christian Rieck hat schon auf vielen Bühnen gestanden und in seinem Buch „Von PowerPoint zum KraftPunkt“ viele praktische Tipps zusammengestellt, wie: Bereiten Sie sich nicht zu gut vor! Freuen Sie sich über Ihr Lampenfieber! Ein Wort sagt mehr als 1.000 Bilder! Lernen Sie den Umgang mit dem Folienmaster! Trinken Sie stilles Wasser, aber nicht während des Vortrags!
Bereiten Sie sich nicht zu gut vor!
So seltsam es klingt: Einer der häufigsten Anfängerfehler besteht darin, sich zu lange auf eine Präsentation vorzubereiten. Sie stehen immer wieder zu Hause, üben den eigenen Text, stoppen die Zeiten und betrachten immer wieder die eingeblendeten Witze auf den Folien – so lange, bis Ihnen der eigene Vortrag zum Hals heraushängt. Das führt dazu, dass man seine eigenen Witze viel zu gut kennt und den lustigen Comic weiterschaltet, bevor die ZuhörerInnen auch nur das erste Männchen erkannt haben; dass man die Fakten herunterleiert wie Amazon Alexa; dass man mit jeder Pore signalisiert, von seinem eigenen Vortrag gelangweilt zu sein (den man ja schon tausend Mal gehört hat).
Verstehen Sie diesen Tipp nicht falsch: Sie brauchen sehr viel Zeit, um einen guten Vortrag auszuarbeiten. Es kann Wochen dauern, bis Sie alle Informationen recherchiert haben, bis Sie geeignete Illustrationen gefunden haben und bis eine spannende Gesamtgeschichte entstanden ist. Dafür muss man sich mehr als gut vorbereiten. Aber nicht auf den Vortrag selbst. Denn das tötet die Spontanität und damit die Fähigkeit, flexibel auf das Publikum einzugehen.
Freuen Sie sich über Ihr Lampenfieber!
Viele Vortragende versuchen, Ihr Lampenfieber zu bekämpfen und klassische Präsentationsratgeber sind voll mit Tipps dafür. Werfen Sie sie in den Müll und freuen Sie sich über Ihr Lampenfieber. Ihr Körper hat es absichtlich so eingerichtet, dass Sie in einer solchen Situation hellwach sind, denn damit sind Sie voll bei der Sache und reißen Ihr Publikum mit.
Tatsächlich ist nicht das Lampenfieber das Problem, sondern die Angst davor. Viele bekommen Panik, weil das Lampenfieber kommt und bleiben dann aus dieser Panik heraus stecken. Deshalb ist dieser Tipp einfach: Ändern Sie Ihre Einstellung zum Lampenfieber und alles wird gut. Genießen Sie es, dass Sie auf einmal so wach werden wie sonst kaum im Leben. Sie werden sehen: Kaum etwas lässt sich so gut genießen wie Lampenfieber. Es ist eine der besten legalen Drogen.
Und denken Sie an Tipp 1: Gute Ausarbeitung des Inhalts hilft; zu viel Üben der Präsentation schadet. Wenn Sie Ihren Text auswendig kennen und dann auf einmal einen Aussetzer haben, dann kommt die Panik. Sind Sie jedoch flexibel, dann kommen die guten Punkte spontan.
Ein Wort sagt mehr als 1.000 Bilder!
Haben Sie sich schon einmal überlegt, wieso die Menschheit erst die Malerei und dann die Schrift erfunden hat? Wenn Bilder wirklich so toll wären wie man immer sagt, dann wäre das doch gar nicht mehr nötig gewesen.
Tatsächlich ist es so, dass wir den Großteil der abstrakten Information über die Sprache und die Schrift vermitteln. Das ist der Inhalt. Die Bilder haben meist eine andere Funktion: Sie sollen den Zugangskanal zu den Zuhörern öffnen, damit die abstrakten Informationen durchkommen. Deshalb sind Bilder extrem wichtig – als Türöffner. Die eigentlichen Inhalte kommen auf der Tonspur Ihres Vortrags. Folglich muss man die Bilder so wählen, dass sie sich mit dem Gesprochenen zu einer Einheit verbinden, die besonders gut verdaulich ist.
Und nur, damit hier kein Missverständnis aufkommt: Keinesfalls sollen 1.000 Wörter auf der Folie stehen, denn dann gerät das Lesen in Konflikt mit dem Zuhören. Die Wörter sind das, was Sie sprechen. Schließlich halten Sie den Vortrag und nicht Ihre Folien. Die sind nur der Hintergrund.
Lernen Sie den Umgang mit dem Folienmaster!
Dieser Tipp ist langweilig, gemessen an den anderen. Aber er erspart Ihnen viele Stunden Wochenendarbeit. Ein Folienmaster legt das Layout Ihrer einzelnen Folien fest; wenn Sie etwas ändern wollen, ändern Sie es im Master und das überträgt sich von Geisterhand auf alle Folien.
Viele Vortragende vergeuden Stunden über Stunden mit dem Ändern ihrer Folien, weil sie sich niemals die Zeit nehmen, den Umgang mit dem Folienmaster zu erlernen. Falls Sie es noch nicht können: Nehmen Sie sich zwei Stunden Zeit und lesen nach, wie der Master funktioniert. Diese Investition hat sich schon Ende der kommenden Woche amortisiert.
Trinken Sie stilles Wasser, aber nicht während des Vortrags!
Viele haben Aussetzer während ihres Vortrags und denken, das sei die Folge von Lampenfieber – dabei ist es die Folge von Dehydrierung. Ein Vortrag ist stressig und körperlich anstrengend (zumindest dann, wenn Sie Ihr Publikum begeistern wollen). Daher schwitzt man, die Organe brauchen Wasser und wenn das nicht ausreichend da ist, dann kommen die gefürchteten Aussetzer.
Die Veranstalter stellen normalerweise Wasser aufs Rednerpult. Die meisten denken, das sei für die Stimme, aber tatsächlich schadet Trinken während des Vortrags der Stimme eher, besonders wenn das Wasser kalt ist. Es kann gegen einen akuten Hustenanfall helfen, aber sonst stört die Flasche nur und Trinken eines Vortragenden ist in aller Regel extrem ablenkend. Deshalb trinken Sie vor dem Vortrag genug und stellen dann die Flasche weit weg. Trinken Sie nur zimmerwarmes Wasser und achten Sie darauf, dass es keine Kohlensäure enthält. Es sei denn, Ihr Publikum kann sich über ungewollte Rülpser ausschütten vor Lachen.
Der Autor
Wolfgang Eck ist Wirtschaftsjournalist und Chefredakteur von Mehr-Magazin.de.
Bibliographie:
Christian Rieck
Von PowerPoint zum KraftPunkt – Tipps für Präsentationen aus dem Nähkästchen eines Keynote-Speakers, Eschborn, 2017,
ISBN 978-3-924043-79-7, ca. 140 Seiten, EUR 18,- (Printausgabe)
ISBN 978-3-924043-78-0 EUR 9,99 (Kindle-Ebook,7)